Faszination der Streuobstwiesen:
Obstbrennerei
Obstbrennerei – ein einfaches und verständliches Wort, welches aber bei näherer Betrachtung und intensiver Beschäftigung mit dem Thema viele Probleme und auch Geheimnisse in sich birgt. Wer die Obstbrennerei richtig verstehen will, benötigt ein Grundlagenwissen sowohl über Obstsorten und Anbau, sowie über Physik, Chemie und Mikrobiologie. Diese Naturwissenschaften sollen aber nicht abschrecken, sondern zum intensiven Studieren und Ausprobieren anregen.
Wer sich einmal mit der Verarbeitung von Obstrohstoffen, der Destillation und der Sensorik beschäftigt hat, kommt nicht mehr davon los. Dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Während meines Studiums der Lebensmitteltechnologie an der Universität Hohenheim bekam ich die Gelegenheit an Weiterbildungsseminaren für Obstbrenner teilzunehmen und später auch selbst Unterricht zu geben. Schnell jedoch stellte ich fest, dass mich die Theorie allein wenig befriedet.
Also musste ein eigenes Brennrecht, eine Brennerei und die dafür erforderlichen Grundstücke – sprich Streuobstwiesen – angeschafft werden. Dies klingt sehr einfach, aber für einen Anfänger auf diesem Gebiet war alles mit großem Aufwand und nicht zu unterschätzendem finanziellen Einsatz verbunden. Viele Rückschläge, vor allem beim Anbau des Obstes und der Erzeugung der Rohware sorgten für eine schnelle Ernüchterung, und der Gedanke einen Obstbaum zu setzen, ein wenig zu hegen und zu pflegen und nach etwas 10 Jahren die erste gute Ernte einzubringen, erwies sich als reiner Wunschtraum. Die Jungbäume, welche die ersten Attacken von Rehen, Wildschweinen und Wühlmäusen überlebten und nicht von Krankheiten wie Monilia, Feuerbrand, Birnengitterrost usw. dahingerafft wurden, stahlen unliebsame Zeitgenossen komplett mit Baumpfahl, Fegeschutz und Wühlmauskorb. Dennoch gelang es, durch Pflanzenschutzseminare, Literaturstudium und die Hilfe vieler Freund eigenes Obst zu produzieren und zu brennen.
Der Brennvorgang an sich hat bis zum heutigen Tag nichts von seiner Faszination eingebüßt. In den kupfernen Brennkesseln, durch deren Betrieb der Alkohol und die Aromen der Früchte abgetrennt, verdichtet und im Destillat aufgefangen werden, steck immer noch ein Stückchen Alchimie und Zauber. Auch heutzutage bestehen bei der Herstellung von Maische und der Destillation, besonders bei der Vor- und Nachlaufabtrennung, viele Unklarheiten.
Immer noch wird – und dies oft nicht aus bösem Willen, sondern aus Unwissenheit – Menge vor Qualität gestellt. Um solche Unklarheiten zu beseitigen, Anfängern einen leichten Einstieg und erfahrenen Obstbrennern stichhaltige Hintergrundinformationen zur Herstellung und Beurteilung hochwertiger Obstbrände zu liefern, biete ich zu diesem Thema Vorträge und Seminare. Auch weil ich meine nunmehr langjährige Erfahrung aus Praxis, Lehrtätigkeit, Seminaren und Verkostungen mit Ihnen teilen möchte.